Mein Einsatz in Swikunda
Schon sehr lange steht ein sozialer Einsatz in einer Schule auf meiner Bucket List. Die Freude war riesig, als ich dies dank Claudia mit dem Projekt Ukunda realisieren konnte.
Mein Name ist Vanessa Angehrn und wenn ich nicht gerade einen unbezahlten Urlaub geniesse, arbeite ich als Ausbilderin von Lernenden im Detailhandel und KV.
Es waren bewegende Wochen, in denen ich unheimlich viel für mich und über mich lernen konnte. Ich wohnte in dieser Zeit sehr einfach bei einer einheimischen Familie im Zentrum von Ukunda und konnte jeweils am Morgen, wie auch am Abend mit dem Schulbus mitfahren. Im Vorfeld überlegte ich mir, was ich den Lehrerinnen und auch den Kindern zeigen oder beibringen könnte. Ich wusste, dass die Mittel begrenzt sind, merkte aber auch, dass man mit so wenig, viel machen kann. Also bastelte ich zum Beispiel mit einer Klasse Frösche aus Papier, die sie dann mit grenzenloser Freude bemalten. Die ersten Tage unterstütze ich die verschiedenen Klassen des Kindergartens. Schnell wurde mir klar, dass vor allem eine Lehrperson auf meine Unterstützung angewiesen ist und diese auch schätzte. Fransisca unterrichtet aktuell allein 43 Kinder im Alter von 6-7 Jahren. Das Sekretariat ist daran eine zweite, qualifizierte Lehrperson zu rekrutieren, was aber alles andere als einfach ist. Während Fransisca ein neues Thema an der Wandtafel zeigt, korrigierte ich die Hausaufgaben und die im Unterricht gelösten Aufgaben. Oft habe ich auch die Lernschwächeren zu mir genommen und mit ihnen die Aufgaben gelöst. Dies verlangte sehr viel Geduld ab, wurde aber belohnt, als ich die Fortschritte sah. Ich glaube das schwierigste für mich war, akzeptieren zu müssen, dass ich eben nicht allen gerecht werden kann und das Unterrichtsmodell und der Umgang nicht mit Unserem zu vergleichen ist. Kaum vorstellbar, dass die Arbeitsblätter dort noch von Hand geschrieben werden. Das schöne mit Kindern zu arbeiten ist, dass sie zu 100% ehrlich sind und immer wieder für kleine Lacher sorgen. Ein Junge, der zu den Besten in der Klasse zählt, betont zum Beispiel, dass er heute müde ist und daher die Aufgabe nicht lösen kann. Nachdem ich einem anderen Jungen gesagt habe, er soll mir Morgen seinen Bleistift zeigen, da er täglich keinen dabei hat, kommt er am nächsten Tag mit einem Radiergummi. Dass dieser ohne Bleistift wenig nützt, merkte auch er schnell. Ich glaube, wenn ich etwas ändern könnte, würde ich zuerst einmal überlegen, wie ich diesen Bleistiftverschleiss reduzieren könnte. Am Schluss vom Tag fehlen immer ein paar, denn diese Kinder, die den eigenen nicht dabei haben, können von der Lehrerin einen ausleihen. Fransisca frage mich, wie das mit den Bleistiften denn bei uns funktioniert und ich getraute mich fast nicht zu sagen, dass die Schüler bei uns ein ganzes Etui haben, voll mit Schreibmaterial. Mega herzig war auch, wenn die Kinder mir versucht haben auf Suaheli zu erklären, dass ein Mitschüler ungerecht war. Obwohl ich kein Wort verstand, wusste ich genau um was es ging, da es immer die Gleichen waren. Auch bei einem Sporttag haben wir in der Schweiz diverse Möglichkeiten, wobei sie hier in Kenia maximal eine Stunde an der Sonne sein können, da es sonst zu heiss wird. Singen, tanzen und Sackhüpfen beschreiben einen gelungenen Sporttag hier auf Swikunda. Die Kinder werden in den Familien, wie auch in der Schule streng erzogen und einfach mal Kind sein, kommt aus meiner Sicht oft zu kurz. Das ist etwas, was man als Europäer einfach akzeptieren muss.
An meinem letzten Schultag kam ich wie jeden Morgen ins Schulzimmer und begrüsste die Kinder mit «Good Morning children», worauf in einem Chor zurückkam: «Good Morning Teacher Vanessa». Dies hat mich sehr berührt, da sie das normalerweise nur bei Fransisca machen, wenn sie jeweils den Einstieg in den Morgen macht. Mit den neuen Farbstiften und den Bleistiften für Fransisca und für die Klasse, konnte ich ihnen eine grosse Freude machen und ich bin überzeugt, dass sie ein paar Ratschläge auch in Zukunft umsetzen wird.
Ich bin unendlich dankbar für die Erfahrungen und das Aufzeigen, dass eben manchmal weniger doch mehr ist.